"Das bildet nicht den Elternwillen ab"

Emst. Zehn Grundschulen und eine Sonderschule in Hagen werden ab dem nächsten Schuljahr das Konzept offene Ganztagsgrundschule in der Volmestadt einführen.

Eltern können ihre Kinder freiwillig bis in den Nachmittag betreuen lassen. Von 8 bis 16 Uhr stellen Schule und Träger durch ein gemeinsames Konzept Förderung und Betreuung sicher. Am Nachmittag sollen Hausaufgaben gemacht werden, geplant sind Sport- und Musikangebote. Allerdings kommt die offene Ganztagsschule nicht in allen Elternschaften gut an. Schwere Bedenken haben die Eltern der Emster Grundschule. Und das, obwohl Emst frühestens im Sommer 2006 den Ganztagsbetrieb bekommen kann.

Katja Jürgens, stellvertretende Vorsitzende der Schulpflegschaft Emst, wandte sich mit einem offenen Brief an den Rat und den Oberbürgermeister. "Die Einführung der offenen Ganztagsgrundschule hat Ängste in der Elternschaft geweckt. Wir fürchten, dass das gute und flexible Feifs-System zugunsten der Ganztagsgrundschule aufgegeben werden muss."

Gegen den Strich geht den Eltern, dass die offene Ganztagsgrundschule für angemeldete Kinder jeden Tag bis 16 Uhr dauert. "Das bildet nicht den Elternwillen ab", meint Katja Jürgens. Heute werden die Emster Grundschüler bei Bedarf vom Verein "Förderverein Elterninitiative für Schulbetreuung" (Feifs) betreut. Ab 7.30 Uhr morgens und nachmittags bis 15 Uhr. "Schön ist, dass wir unsere Kinder auch unregelmäßig schicken können", ergänzt Karin Zamel, Klassenpflegschafts-Vize der ersten Klasse. Und bis zum Ende, also bis 15 Uhr, müsse auch niemand bleiben. Daher wolle man die neue Form nicht ablehnen, aber zumindest die alte nicht aufgeben.

Der Schulleiter der Grundschule Emst, Roland Siegel, unterstützt die Eltern: "Wir wollen doch ein System, das den Bedürfnissen der Eltern entgegen kommt. Daher wären eine flexible Vormittags-Betreuung und ein nach hinten offenes Nachmittags-Angebot für Emst sinnvoll." Auch Siegel ist mit Feifs zufrieden. "Wir haben es heute mit verlässlichen Profis zu tun."

Dass die Emster jetzt, also zwei Jahre bevor sie selbst zur Ganztagsschule werden könnten, bereits ihren Protest formulieren, erklärt der Direktor so: "Jetzt kann noch etwas an dem Konzept korrigiert werden. Diese Chance sollte ergriffen werden." Und Karin Zamel ergänzt: "Wir wollen keine Sonderbehandlung für Emst, sondern nur Impulse setzen."

Ob und wie diese Impulse aufgegriffen werden können, muss sich erweisen. Am 11. März beschäftigt sich der Stadtrat mit dem Thema. Beschlussvorschlag: "Der Rat beauftragt die Verwaltung, die offene Ganztagsgrundschule wie dargestellt stufenweise und in Abstimmung mit den Schulen umzusetzen."

Torsten Berninghaus
WP, 11.03.2004